„Der Schamane ist zugleich Medizinmann, Priester und Totenführer, das heißt er übt die Heilkunst, regelt die öffentlichen Opfer an die Himmelsgötter und geleitet die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits. Voraussetzung dafür ist seine Ekstasetechnik, das heißt die Fähigkeit, den Körper nach Willen zu verlassen und im Geiste weite Reisen zu unternehmen: Zum Himmel, in die Meerestiefen oder in die Unterwelt, wobei die schamanistische Trance als zeitweises Verlassen des Körpers durch die Seele betrachtet wird. Der Schamane hat als der eigentliche Ektasespezialist zu gelten.“ Mircea Eliade
Albert Schweizer (1875-1965 Arzt – studierte Theologie,Philosophie & Medizin) „Der Medizinmann hat aus dem gleichen Grund Erfolg, wie wir auch. Alle Patienten tragen ihren Arzt in sich. Sie kommen zu uns, ohne diese Wahrheit zu kennen. Wir sind dann am erfolgreichsten, wenn wir dem Arzt, der in jedem Patienten steckt, die Chance geben, in Funktion zu treten.“
Schamanismus hat Ethnologen und Religionswissenschaftler seit jeher beschäftigt und übt seit der Mitte des 20. Jh. auch eine Faszination auf viele Menschen in der westlichen Gesellschaft aus. Der Begriff „Schamane“ ist heute von einer Aura umgeben, die den wissenschaftlichen Zugang nicht gerade erleichtert. Der Prototyp für das klassische Schamanentum ist der sibirische Schamane, der auch namensprägend für einen Komplex an verwandten Phänomenen in verschiedenen Kulturen ist. Das Wort „Schamane“ leitet sich von der mandschu-tungusischen Wortwurzel „sam“ ab und bedeutet „wissen“, „können“ bzw. „Entrückung“, „Verzerrung“. Der Schamane ist somit einer, der über die Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt, auf eine geistige Reise (Himmelsflug) zu gehen, die Grenzen zwischen der Erde und den von Geistwesen bewohnten Welten zu überwinden und ein Bindeglied zwischen Mensch und Kosmos zu sein. Zu seinen Aufgaben zählen u.a. die Abwehr negativ wirksamer Mächte vom Territorium seiner Gemeinschaft, das Sichern des Erfolges bei der Jagd, Krankenheilung, die Beeinflussung des Wetters, die Tradierung von Mythen und generell der kulturellen Tradition der Gruppe.
Voraussetzungen für die Tätigkeit sind das Berufungserlebnis sowie die Initiation und Lehre bei einem erfahrenen Schamanen. Diese Initiationsphase ist eine mystische Phase; auch wird vielfach beschrieben, daß der Novize furchtbare Qualen in dieser Zeit durchmacht, vielleicht eine Art Psychose, aus der der junge Schamane letztlich gestärkt hervorgeht. So wird der Schamane zu einem Ruhepol innerhalb der Gruppe und kann anderen in ihren Krisen helfen. Die Begegnung mit dem Übernatürlichen sucht der Schamane nicht aus individuellen Beweggründen, etwa zur „Gotteserfahrung“ oder zur „Selbsterkenntnis“, sondern zum Wohle seiner Gemeinschaft oder eines ihrer Miglieder. Schamanen sind in ihrem Hauptberuf Jäger oder Fischer oder Viehzüchter und ihre Tätigkeit als Schamane bringt ihnen keinen höheren Sozialstatus und auch keinen Reichtum.
Es gibt weltweit zahlreiche Formen, die man heute mit dem Begriff Schamanentum benennt. Schamanismus im engeren Sinn (klassisches Schmanentum) ist das sibirische und zentralasiatische Schamanentum. Obwohl die offizielle Religion in vielen Gebieten Zentralasiens, etwa in Tuva, der lamaistische Buddhismus ist, sind die Völker bis heute Schamanisten geblieben. Die Steppenvölker haben seit undenklichen Zeiten Techniken der Ekstase angewandt. Ein wichtiges „Werkzeug“ des Schamanen Trance zur erzeugen ist in unterschiedlichsten Kulturkreisen der ganzen Welt seit ewigen Zeiten die Schamanentrommel.