Sarasvati – Lexikon

Sarasvati (Sanskrit, f., सरस्वती, Sarasvatī, „die Fließende“, ist die indische Göttin der Weisheit Kreativität, Kunst, Musik und Gelehrsamkeit- eine der populärsten hinduistischen Göttinnen. Sie soll sich aus der vedischen Sprachgöttin Vac entwickelt haben

Sarasvati gilt als weibliche Kraft (Shakti) des Gottes Brahma. Die hinduistische Mythologie stellt sie als seine Tochter, Schöpfung und Gattin dar. Diesem scheint sie untergeordnet; in der Glaubenspraxis jedoch gilt die Anbetung hauptsächlich ihr, während die Verehrung des Brahma weitgehend verschwunden ist. Als Vac („Wort“, „Logos“), so ein anderer Name, verkörpert sie das personifizierte Wort, die perfekte Rede. Weitere Beinamen sind Mahavidya („die große Weisheit“), Brahmani („Frau des Brahma“) und Jagaddhatri („Herrin der Welt“). Mit ihr identifiziert man oft auch die Göttin Gayatri. Sarasvati ist die Göttin des Lernens, der Sprache, der Wissenschaften, der Künste, der Dichtung, der Literatur, der Schrift, der Weisheit, des Tanzes, des Gesanges und der Musik. Sie gilt als „Mutter der Veden“, Erfinderin des Sanskrit-Alphabets und der Devanagari-Schrift. Sie wird besonders von Schulkindern, Studenten, Philosophen und Intellektuellen verehrt. In einem wichtigen Buch der Verehrer der Göttin, dem Devi Mahatmyam, bildet sie als achtarmige Maha Sarasvati (große Sarasvati) zusammen mit Maha Kali sowie Maha Lakshmi eine der weiblichen Trimurti.

Nicht nur im Hinduismus wird Sarasvati verehrt, sondern ebenso im Jainismus und Buddhismus. Nach Myanmar dürfte Sarasvati mit der Ausbreitung des Mahayana-Buddhismus gekommen sein. Ihr Name taucht in Inschriften ab dem 11. Jahrhundert auf. Wandmalereien in den Tempeln von Bagan aus dieser Zeit lassen sich als Darstellungen Sarasvatis interpretieren.

Die Ikonographie zeigt Sarasvati inmitten eines Sees, dem Urwasser, das unter anderem als Symbol für den Beginn der Schöpfung gedeutet wird. Sie weist sich damit ebenso wie ihr Gatte Brahma als Schöpferin des Universums aus. Als schöne junge Frau, oft mit vier Armen, trägt sie als markantestes Zeichen die Vina (uraltes, noch heute gespieltes Saiteninstrument); außerdem eine Mala (Gebetskette) und ein Buch, die Veden sowie einen Wassertopf. Oder man stellt sie mit zwei Armen dar, mit Vina und verschiedenen Mudras (Handgesten), besonders der Geste der Argumentation. Auch finden sich gelegentlich weitere Embleme wie Rad, Keule, Muschel oder Glocke, Sanduhr und Schädelschale. Ihr Begleittier (Vahana) ist die Gans oder ein Schwan (Hamsa), in südindischen Darstellungen auch ein Pfau. Die schöne und temperamentvolle Göttin steht oder sitzt auf einem Lotos, ebenso Zeichen für ihre Schönheit wie für ihre Weisheit. Ebenso gilt sie als Verkörperung von Reinheit, was auch die charakteristische Farbe ihrer Kleidung, ein strahlendes Weiß, ausdrückt. Häufig ist sie auch gelb gekleidet. Auch mit der Göttin Lakshmi gibt es Überschneidungen, da beide als Gattin Vishnus gelten. Zu ihr soll sie ein angespanntes Verhältnis haben (oft philosophisch gedeutet als unüberbrückbarer Gegensatz zwischen Reichtum und Weisheit).

Im Buddhismus gilt sie als Göttin der Gelehrsamkeit und Unterweisung und als Frau des Bodhisattva Manjushri, dem Bodhisattva der Weisheit. In Japan ist sie eine der sieben Glücksgötter. Dort ist sie unter dem Namen Benten oder Benzaiten bekannt.

Sarasvati ist im Rigveda auch ein Nebenfluss des Indus.